Am Samstag, 21.9.2024, fand in den Gärten der Welt die Prämierungsfeier des neunten Wettbewerbs der Stiftung ‚Deutschland summt‘ statt, bei dem es um den Erhalt der Artenvielfalt sowie um ein besseres Verständnis für die Lebensbedürfnisse der Insektenwelt ging.
Britta Behrendt (CDU), Staatssekretärin für Klimaschutz und Umwelt in Berlin, sprach in ihrem Grußwort davon, dass es sich bei aller Freude um ein sehr ernstes Thema handelt und der Staat diese Herausforderung nicht alleine schaffe. Wie bei jeder existentiellen Krise brauche es eine insofern radikale Zusammenarbeit von Staat, Wirtschaft und Zivilgesellschaft, bei der persönliche Befindlichkeiten und Eitelkeiten keinen Platz haben.
In einem weiteren Grußwort ging Nadja Zivkovic (CDU), Bürgermeisterin und Bezirksstadträtin in Berlin Marzahn-Hellersdorf, auf den Ordnungsblick ein, der ein großes Konfliktpotenzial birgt. Das, was als ungepflegt und vernachlässigt wahrgenommen wird, stelle sich für Insekten ganz anders dar. Für sie bedeuten diese Flächen Nahrung und Platz zum Überleben. In diesem Zusammenhang hob Nadja Zikovic den Berliner Robinga Schnögelrögel hervor, der in den sozialen Medien mit seinen witzigen und informativen Beiträgen aufklärt und begeistert.
392 Beiträge, die in neun Kategorien eingereicht waren, hatte die Jury in einem zweistufigen Verfahren zu sichten und zu bewerten. Für das Ailringer Magerbeet, 2. Platz in der Kategorie ‚kommunale Fläche‘, fand sie folgende Worte:
„Die Gruppe von NaturRaum Garten zeigt, dass auch auf kleinen kommunalen Flächen ein strukturreiches und naturnahes Beet möglich ist. Nur 12 Quadratmeter einer ehemaligen mageren Grasfläche am Wegesrand verwandelten sie in ein strukturreiches und ästhetisches Beet. Die Spaziergänger und -gängerinnen werden durch eine Infotafel über das Projekt informiert und inspiriert. … Mithilfe tatkräftiger Unterstützung von Freiwilligen und Spenden wurde das Projekt in nur zweieinhalb Monaten fertiggestellt. …“
Beim zweiten Treffen der NaturRaum Garten Gruppe zum Thema „Nektar als Flugbenzin“ im Januar 2024 entstand die Idee, mit einem Magerbeet etwas gegen das Artensterben von Pflanzen und Insekten zu unternehmen und es als Schaubeet in der Gemeinde anzulegen, dem weitere sehr gerne in den anderen Teilorten folgen dürfen. Magerbeete sind eine pflegeleichte, klimaresistente und wassersparende Alternative zu konventionell angelegten Blumenbeeten oder Schottergärten, denn in diesem mageren, nährstoffarmen Lebensraum finden Giersch, Quecke oder Löwenzahn nicht genug Nährstoffe zum Wachsen.
Nach einem Vortrag von Martin Herbst, den die Gruppe im Februar 2024 organisierte, nahmen die Pläne allmählich Gestalt an: Es sollte ein Magerbeet mit Totholz, Hummelburg, Käferkeller und Sandarium werden, um für möglichst viele bedrohte Pflanzen und Insektenarten Lebensraum und Nahrung zu bieten.
Anfang April waren dann alle Hürden genommen, die Zustimmung des Ortschaftsrates war eingeholt, ein geeigneter Platz gefunden und die freiwilligen Helfer organisiert.
Mit einem Bagger wurde der Humus ausgehoben und abtransportiert, eine Drainage aus Ziegelbruch angelegt, anschließend ein Mineralgemisch aus dem regionalen Schotterwerk mit 0-32 Korngröße eingebracht und mit Bruchsteinen eingefasst. Das Sandarium wurde mit ungewaschenem Sand gefüllt und der Käferkeller mit allerlei Totholzresten in verschiedenen Größen eingerichtet.
Die heimischen auf magere, trockene Standorte spezialisierten Wildstauden wurden größtenteils in einer Wildstaudengärtnerei gekauften und eingepflanzt. Es handelt sich dabei um 38 Wildstauden, 19 davon sind bereits sehr selten geworden oder sind vom aussterben bedroht und mit ihnen, die Insekten, die sich auf diese Pflanzen spezialisiert haben. Sie bieten in Zukunft Lebensraum und Nahrung für über 580 Insektenarten. Dies ist besonders wichtig für viele verschiedene Wildbienen, Schmetterlinge, zahlreiche Käfer und Schwebfliegen, die selten, sehr selten oder bereits vom Aussterben bedroht sind.
Die Einweihung fand Anfang Mai mit unserem neuen Bürgermeister Sören Döffinger, Ortsvorsteher Bernhard Haag und zahlreichen Helfern und Interessierten statt.
Hier geht es zu den Pflanzen im Ailringer Magerbeet.
Weiterführende Buchtipps und Links:
„Das große Insektensterben“ Andreas H. Segerer/ Eva Rosenkranz
Naturnahe Gärten - Käferkeller
Sandarium für Wildbienen anlegen